Jahr: <span>2018</span>

Mohammad aus Mossul, den scholarship4you seit 2016 unterstützt, war sehr fleißig! Er hat im Jänner 2017 seinen letzten Deutschkurs B2 mit der Unterstützung unseres Vereins absolviert und danach sofort die Einstufungsprüfung für den österreichischen Pflichtschulabschluss in Deutsch, Mathematik und Englisch auf Anhieb erfolgreich bestanden.

Anschließend besuchte er ein Jahr lang von Februar 2017 bis Februar 2018 einen Kurs, um den österreichischen Pflichtschulabschluss nachzuholen, da seine irakischen Zeugnisse allesamt verloren waren. Ein österreichischer Pfllichtschulabschluss ist die Basis sowohl für eine erfolgreiche Lehre als auch für eine weiterführende Schule. Nach einem harten Jahr, in dem Mohammad den Stoff von neun Klassen nachholen musste, bestand er alle Prüfungen und kann jetzt ein Zeugnis über den österreichischen Pflichtschulabschluss vorweisen.

Wir gratulieren herzlich – wir sind sehr stolz auf unseren Schüler!

Welchen Bildungsweg Mohammad nun einschlägt, ist noch unklar. Vieles hängt von der aktuellen und künftigen Rechtslage ab. Leider hat Mohammad noch immer keinen Asylstatus in Österreich und ist nach wie vor Asylwerber. Somit sind die Möglichkeiten für ihn, Geld zu verdienen, sehr begrenzt, da er auch das Bundesland nicht wechseln darf, um in einem anderen Bundesland einer Saisonarbeit nachzugehen. In Niederösterreich sind diesbezüglich leider kaum Angebote zu finden.

Nach wie vor ist das Ziel von Mohammad, die Matura nachzumachen. Sein Wunsch wäre, eine Lehre mit Matura zu absolvieren, um sich eine Basis für seine Zukunft zu schaffen und alle Möglichkeiten offen zu halten für den weiteren beruflichen Lebensweg.

 

Für Samer, den Fotografen, haben wir schon einige Kurse und Tickets finanziert. Leider wurde er nach zwei Jahren in Österreich aufgrund der Dublin III-Regelung nach Kroatien abgeschoben und muss sein Asylverfahren jetzt in Kroatien abwickeln.

Er hatte in Österreich schon zwei Einzelausstellungen seiner künstlerischen Fotos, war Teil einer künstlerischen Gesamtschau in seiner niederösterreichischen Heimatgemeinde und seine nächste Einzelausstellung befand sich bereits in Planung, als er Mitte Dezember letzten Jahres in einer Blitzaktion abgeschoben wurde.

Jetzt lebt Samer jetzt im unsäglichen „Hotel Porin“ am Stadtrand von Zagreb, einem Massenquartier, das sich seinen schlechten Ruf verdient hat. Trotz aller Widrigkeiten gibt Samer nicht auf. Er ist stark zuversichtlich, irgendwann sein Leben in Österreich weiterführen zu können und will auch in Zagreb weiterhin Deutsch lernen. Somit besucht er jetzt einen Deutschkurs am Goethe-Institut und kann wenigstens an zwei Abenden in der Woche gutes Deutsch sprechen und lernen.

 

scholarship4you:
Wir finanzieren einen Deutsch-Kurs für Samer am Goethe-Institut in Zagreb und haben ihm auch Schreibmaterial und Grammatik-Bücher zukommen lassen.

 

Wie heißt du und wie alt bist du?

Mein Name ist Amin und ich bin 24 Jahre alt.

Woher kommst du, Amin?

Geboren bin ich in Teheran. Aufgewachsen bin ich aber in der Zwei-Millionen-Stadt Karaj, die ungefähr 30 Kilometer von Teheran entfernt ist. In Teheran hat ich später studiert.

Wo lebt deine Familie?

Meine Eltern leben immer noch in Teheran. Ich habe dort auch einen jüngeren Bruder.

Warum bist du ausgerechnet nach Österreich gekommen und nicht in ein anderes Land?

Ich hatte nur sehr wenig Zeit, um aus dem Iran wegzukommen. Also konnte ich mir nicht genau aussuchen, wo ich hin wollte. Was ich auf jeden Fall wollte, war in ein Land zu gehen, in dem ich keine Familie habe. Also bin ich nach Österreich. Aber ein paar Tage nachdem ich hier angekommen war, sagte mir meine Mutter, ich hätte einen Verwandten hier in Wien. Der lebt sogar nur fünf Minuten von mir entfernt.

Wie lange bist du schon hier?

Ich lebe schon über zwei Jahre in Österreich. Letzte Woche hatte ich mein erstes Interview. Es war gut, denke ich. Der Beamte hat mich sogar gebeten, für ihn einen Aufsatz über die Beziehung zwischen Iran und Österreich zu schreiben.

Was hast du in deiner Heimat vor deiner Flucht gemacht?

Ich habe studiert und zwei Bachelor gemacht, einen in Finanzmanagement und einen in vergleichender Literaturwissenschaft.

Welche Sprachen sprichst du?

Meine Muttersprache ist Farsi. Kurdisch verstehe ich ganz gut.
Weiters spreche ich sehr gut Englisch und Französisch. Ein klein wenig spreche ich auch Schwedisch, weil ich als Kind oft von meinen Verwandten in Schweden die Sprache gehört und das imitiert habe. So konnte ich ein bisschen Schwedisch lernen. Und jetzt spreche ich schon Deutsch und bin im A2-Kurs.

Wo lebst du jetzt?

Ich lebe in Wien in einer Wohnung, die der Kirche gehört.

Welche kulturellen Unterschiede sind dir zwischen deiner Heimat und Österreich aufgefallen?

Es gibt sicher viele kulturellen Unterschiede, aber ich nehme sie nicht so wahr. Ich bin daran gewöhnt, weil ich mit verschiedenen Kulturen aufgewachsen bin. Natürlich gibt es Unterschiede, aber für mich ist das nicht so schwierig.

Was ist denn das Schwierigste für dich in Österreich?

Das Schwerste für mich ist, dass ich die Verbindung zu meinem Vater verloren habe. Daran arbeite ich aber jetzt gerade. Und dass ich von meinen finanziellen Ressourcen abgeschnitten bin, ist auch nicht einfach.

Welche Pläne hast du für deine Zukunft in Österreich?

Das größte kurzfristige Ziel ist, sehr gut Deutsch zu lernen. Ich will jetzt neun Stunden am Tag gut Deutsch lernen – Grammatik, lesen, hören und schreiben.
Das langfristige Ziel ist, an die Universität zu kommen und dort Rechtswissenschaften zu studieren, den Abschluss zu machen und zu arbeiten.
Das Beste hier ist, dass ich jetzt die Freiheit habe, das zu machen, was ich möchte.

Welche Hobbies hast du?

Ich liebe das Kino! Ich bin Filmliebhaber und mag besonders satirische Filme. Aber mein größtes Hobby ist die Musik! Ich höre gerne Musik, liebe es, mich damit zu beschäftigen und spiele akkustische und auch elektrische Gitarre. Ein wenig auch Drums.
Ich mag einfach Kunst!

Möchtest du sonst noch etwas sagen?

Ich will einfach sagen, dass ich glaube, dass das größte Problem mit dem Krieg ist, dass es einen eklatanten Mangel an Bildung und Verständnis gibt. Die junge Generation dahingehend zu unterstützen, würde alles besser machen.

 

scholarship4you:
Wir ermöglichen Amin gmeinsam mit einer andere Organisation den Besuch eines A2/1 – B1/1-Kurses am Sprachzentrum der Universität Wien.